Mittwoch, 14. Juli 2010
Ein Gedicht von dem Iren William Edward Hartpole Lecky: A missed destiny
Weary of life, but yet afraid to die,
Sated and soured too, he slowly sinks,
With genius, knowledge, eloquence and wit,
And all the gifts of fortune vanly given ;
Some morbid ply that flaws the heart or brain,
Some strange infirmity of thought or will,
Has marred the mall ; nothing remains behind
But fragmentary thoughts and broken schemes,
Some brilliant sayings and a social fame
Already fading ; but his mind is yet
Keen, clear, and vivid, though his nerveless will
Can never rise to action ; so he ends—
The eagle's eye without the eagle's wing.



William Edward Hartpole Lecky (1838-1903)
Aus Poems (1895)

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Donnerstag, 25. Februar 2010
Drei Frühe Gedichte von Rainer Maria Rilke

ICH bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort, wo die Kinder schläfern, heiß vom Herzen,
dort, wo die Alten sich zu Abend setzen
und Herde glühn und hellen ihren Raum.

Ich bin zu Hause zwischen Tag und Traum.
Dort, wo die Abendglocken klar verklangen
und Mädchen, vom Verhallenden befangen, 
sich müde stützen auf den Brunnensaum.

Und eine Linde ist mein Lieblingsbaum;
und alle Sommer, welche in ihr schweigen,
rühren sich wieder in den tausend Zweigen
und wachen wieder zwischen Tag und Traum
.


Rilke (8)

 

Mehr Poesie von Rainer Maria Rilke (1875-1926) kann mann ab heute finden auf der niederländischen Kulturwebseite mit aussschließlich Dichtung: Tempel der Dichtkunst. Sie brauchen nur den nachfolgenden Link zu klicken http://tempelderdichtkunst.blogspot.com/2010/02/drie-fruhe-gedichte-van-rainer-maria.html um die drei Gedichte aus derselben Sammlung lesen zu können.
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Afbeelding: Der Dichter Rainer Maria Rilke, gemalt von Paula Modersohn-Becker (1876-1907).

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Dienstag, 26. Januar 2010
Ein 'Musik'-Gedicht von Richard Dehmel (1863-1920)
Die Harfe

Unruhig steht der hohe Kiefernforst;
die Wolken wälzen sich von Ost nach Westen.
Lautlos und hastig ziehn die Krähn zu Horst;
dumpf tönt die Waldung aus den braunen Ästen.
Und dumpfer tönt mein Schritt.

Hier über diese Hügel ging ich schon,
als ich noch nicht den Sturm der Sehnsucht kannte,
noch nicht bei euerm urweltlichen Ton
die Arme hob und ins Erhabne spannte,
Ihr Riesenstämme rings.

In großen Zwischenräumen, kaum bewegt,
erheben sich die graugewordnen Schäfe;
durch ihre grüngebliebnen Kronen fegt
die Wucht der lauten und verhaltnen Kräfte
wie damals.

Und Eine steht wie Erdgotts Hand

in fünf gewaltige Finger hochgespalten;
die glänzt noch goldbraun bis zum Wurzelstand
und langt noch höher als die starren alten
einsamen Stämme.

Durch die fünf Finger geht ein zäher Kampf,

als wollten sie sich aneinander zwängen;
durch ihre Kuppen wühlt und spielt ein Krampf,
als rissen sie mit Inbrunst an den Strängen
einer verwunschenen Harfe.

Und von der Harfe kommt ein Himmelston

und pflanzt sich mächtig fort von Ost nach Westen.
Den kenn ich tief seit meiner Jugend schon:
dumpf tönt die Waldung aus den braunen Ästen:
Komm, Sturm, erhöre mich!

Wie hab ich mich nach einer hand gesehnt,

die mächtig ganz in meine würde passen!
wie hab ich mir die Finger wund gedehnt!
die ganze Hand, die konnte Niemand fassen!
Da ballt ich sie zur Faust.

Ich habe mit Inbrünsten jeder Art

mich zwischen Gott und Tier herumschlagen.
Ich steh und prüfe die bestandne Fahrt:
nur eine Inbrunst läßt sich treu ertragen:
zur ganzen Welt.

Komm, Sturm der Allmacht, schüttel den starren Forst!

schüttelst auch mich, du urweltliches Treiben.
In scheuen Haufen ziehn die Krähn zu Horst.
Gieb mir die Kraf, einsam zu bleiben
Welt! —

RICHARD DEHMEL (1863-1920)

Aus: Gesammelte Werke, Band 2 (1913)

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Freitag, 1. Januar 2010
Frommer Wunsch — die Neujahrsbitte eines Pfarrers
FROMMER WUNSCH

Neujahrsbitte des Pfarrers von St. Lamberti in Münster an seine Gemeinde (1883)

Herr, setze dem Überfluss Grenzen
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen,
aber auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamte, Geschäfts- und
Arbeitsleute die wohl tätig sind
aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr, sorge dafür, dass wir alle in den
Himmel kommen — aber nicht sofort.
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Inhaltlich könnte diese Ansprache — bis auf zwei Zeilen die bestimmt nicht zeitgemäß sind (*) — aus dem Munde eines heutigen Pfarrers kommen, der nicht weltfremd ist und mit offenen Augen die Welt um sich herum betrachtet.
Man findet die Ansprache auf der letzten Seite der dtv-Ausgabe Weihnachten bleibt Weihnachten.

(*) Diese beiden Zeilen zu finden, sollte nicht schwierig sein.

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Dienstag, 22. Dezember 2009
Arte-Reportage über den berühmten Newskij-Prospekt in Sankt Petersburg

Hintergründe
Am Mittwoch 23. Dezember präsentiert Arte-TV — zwischen 19:00 Uhr und 19:45 Uhr — den Film Alte Pracht und neuer Glanz — eine Reportage über die historischen sowie über die jetzigen Besonderheiten des Boulevards namens Newskij-Prospekt in der ehemaligen Russischen Hauptstadt Sankt Petersburg, eine der — auch international — bekanntesten Straßen jener Stadt.
Die reportage von Dagmar Willmers, in Stereofonie, wird auf dem Bildformat 16:9 ausgestrahlt. Zwei Wiederholungen werden bald folgen: am Donnerstag 7. Januar um 09:10 Uhr morgens, und am Samstag 9. Januar schon um 06:00 Uhr morgens.

Nikolaj Gogol'
Der wohl bedeutendste Russische Schriftsteller der schöngeistigen Literatur, Nikolaj Gogol' (1809-1852) hat diesen Boulevard beschrieben in der Novelle mit dem Namen der Straße als Titel; diese Novelle ist Teil der Sammlung Peterburger Erzählungen. Die Geschichte fängt — in der Übertragung von Alexander Eliasberg (), erschienen im Drei Masken Verlag, München — so an:
Es gibt nichts schöneres als den Newskij-Prospekt, wenigstens in Petersburg nicht: für Petersburg bedeutet er alles. Welcher Glanz fehlt noch dieser schönsten Straße unserer Hauptstadt? ich weiß daß keiner von den blassen und beamteten Einwohnern Petersburgs diese Straße gegen alle Kostbarkeiten der Welt eintauschen würde. Nicht nur der Fünfundzwanzigjährige, der einen wundervollen Schnurrbart und einen prachtvoll genähten Rock besitzt, sondern auch der, auf dessen Kinn weiße Stoppeln sprießen und dessen Kopf so kahl ist wie ein silbernes Tablett, ist vom Newskij-Prospekt entzückt. Und erst die Damen! Oh, den Damen ist der Newskij-Prospekt noch angenehmer.
. . . . .
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Abbildung: 1. Der Newskij-Prospekt in Sankt Petersburg. (Foto: Anna Grün/Dagmar Wittmers.)

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Montag, 23. November 2009
Alf Marholm liest aus dem Oeuvre von Paul Heyse
Fünf Abende hintereinander
Die ersten vier Tage in der Kalenderwoche die am Montag 23. November anfängt, wird
Literaturinteressierte in der Sendereihe tAm Abend vorgelesen zwischen 22:00 Uhr und 22:35 Uhr die Möglichkeit geboten sich zu vergnügen mit Texten aus dem Oeuvre von Paul Heyse (1830-1914), welche vom Bühnen-, Film- und Fernsehschauspieler Alf Marholm (1907-2005) vorgelesen wurden und noch einmal gesendet werden.



Am Freitag 27. November wird die fünfte Folge ausgestrahlt welche, wie die vier vorangegangenen, den Titel Barbarossa trägt — jedoch um eine Stunde später: zwischen 23:00 Uhr und 23:35 Uhr.
Paul Johann Ludwig von Heyse — wie er mit vollständig Namen hieß — wurde im Jahre 1910 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Handgeschriebener Auftrag
Paul Heyse hat viel veröffentlicht, darunter eine beachtliche Zahl von Novellen. In einer gebundenen Ausgabe des Buches Novellen am Gardasee aus 1903, das ich im Sommer 1992 für die geringe Summe von einem niederlädnischen Gulden erworben habe, steht ein ganz schöner Auftrag, den ich den Lesern dieser Kulturtempel nicht vorenthalten möchte.




Abbildungen
1. Paul Heyse mit dem Maler Adolph Menzel der ihn auch porträtiert hat.
2. Im Oktober 1906 geschriebener Auftrag mit dem Text:
Dem tapfren Schwesterlein!
Als kleine Freud'
in Schmerzenszeit
von / deinem / Erich.

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Montag, 14. September 2009
Duett statt Duell zwischen Frau Merkel und Frank-Walter Steinmeier — Zwei Langweiler wie aus dem Bilderbuch
So manch einer mag es noch gehofft haben, wohl kaum einer hat es wirklich erwartet: einen Schlagabtausch zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Widersacher-für-anderthalb-Stunden Frank-Walter Steinmeier. Zwar hat der Mann besser, wenn nicht gar viel besser, abgeschnitten wie erwartet und hat gerade er sich einigermaßen profilieren können indem er die Unmöglichkeit weiterer Steuersenkungen während einer von Frau Merkel angestrebten schwarz-gelben Kolalition vorgerechnet hat — "Dazu brauchen wir neun Prozent Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren"; und wohl kaum ein Einwohner der BRD wagt es, sich dieses gar zu erhoffen — und die von der Kanzlerin erwünschte, zeitbedingte Verlängerung der Atomkraft als unrealistisch hingestellt hat.
Bei allen anderen Themen gab es weitgehend Übereinstimmung zwischen den beiden kandidaten auf die Kanzlerschaft in der nächsten Legislaturperiode. Realistisch betrachtet hat es da auch kaum andere Möglichkeiten gegeben, denn die beiden haben in den letzten vier Jahren relativ gut zusammengearbeitet, was die beiden ausdrücklich erwähnt haben. Manche Leute nehmen es der heutigen Kanzlerin nicht einmal (mehr) ab dass sie eine Koalition mit der FDP anstrebt und in Wirklichkeit die Große Koalition mit der SPD weiterführen möchte. Letzteres mag die wahrscheinlichere Variante sein, dass sie ein anderes als das jetzige Bündnis anstrebt, nehme ich ihr schon ab. Dass es eventuell zu einer solchen Konstellation kommen wird, ist ab gestern fragwürdiger als das bisher der Fall gewesen ist.
Alles hängt wohl davon ab ob sich in den kommenden zwölf Tagen noch etwas spektakuläres tun wird das der einen oder der anderen der beiden 'großen Volksparteien' schaden könnte.
Bereiten wir uns also vor auf irgendeine Art der Fortsetzung — denn eine richtige Erneuerung ist nichts mehr als Wunschdenken — auf eine Regierung von CDU/CSU mit der SPD.
Ob es dabei ab und zu eventuell etwas mehr krachen könnte als im TV-Duell — das sich als ein vor allem von einschläfernder Langeweile gekennzeichnetes Duett herausgestellt hat — steht vorerst in den Sternen.
Wer sich dafür interessiert wie Politik-Beobachter Thomas Wieczorek diese beiden Kandidaten sowie fast alle anderen, die in irgendeiner Weise bekannt geworden sind, betrachtet, der sollte sich noch heute das Buch Die Dilettanten anschaffen, damit er oder sie die jetzt noch aufzutretenden, herzhaft blökenden, Gaggerziegen und Hannswürstchen der bundesdeutschen Poilitik nachschlagen kann. Das Belächeln der Protagonisten könnte ins Gegenteil verkehren. Zwar einigermaßen gespenstisch, jedoch hier von mir mit Nachdruck empfohlen.
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Thomas Wieczorek: DIE DILETTANTEN. — Wie unfähig unsere Politiker wirklich sind. 320 Seiten, Paperback Knaur Taschenbuch Verlag, München, Juni 2009. Originalausgabe. ISBN 987-3-426-78266-8. Preis € 8,95.
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Abbildungen
1. Angela Merkel, CDU-Vorsitzende und jetzige Bundeskanzlerin der BRD.
2. Frank-Walter Steinmeier, Außenminister im Kabinett Merkel und SPD-Kanzlerkandidat.
3. Vorderseite des Knaur-Taschenbuches über die unfähigen bundesdeutschen Politiker.

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Montag, 27. Juli 2009
Trotz seines hohen Alters (98) bekommt der Groninger Jan Leugs einen neuen Füherschein für fünf Jahre
Heute ist der 98-jährige Jan Leugs überglücklich. Er hat gerade die Mitteilung bekommen dass er weitere fünf Jahre hinterm Steuer sitzen und ein Auto fahren darf. "Sie können regelrecht nach Paris fahren," hat ihm die Ärztin gesagt die die gesetzlich vorgeschriebene, periodische Untersuchung durchgeführt hat. Ihm fehlt weder körperlich noch geistig etwas das einer Verlängerung des Führerscheins im Wege stehen würde. Jan Leugs darf seiner schon acht Jahrzehnte gültigen Genehmigung jetzt also noch fünf Jahre hinzufügen.
Weder viele Bewohner noch einige Mitglieder des Pflegepersonals des Altenheims im Dorf Ten Boer, bei Groningen, wagen es bei ihm ins Auto zu steigen. TV Noord-Berichterstatterin Anja Otto tat das dennoch, Ihrer kurzen Reportage wegen, welche in der Nachrichtendung ab 18:00 Uhr jede Stunde neu ausgestrahlt wird. Sie hat schnell feststellen müssen dass Jan Leugs "fährt wie ein junger Hund".
"Wenn man langsam gehen möchte, sollte man sich nicht ins Auto setzen," lautet der Kommentar des fast Hundertjährigen.
Die beiden fuhren zum örtlichen Supermarkt wo der Eigentümer Jan Leugs strahlend erwartete und seiner Gratulation mit einer Flasche für den Abend einhergehen ließ. Als Jan Leugs 96 Jahre alt war, hat er sich beim Supermarkt gemeldet mit der Frage ob man dort keine Arbeit für ihn hätte weil er sich so schrecklich gelangweilt hat. Nach einigem Hin und Her hat der Eigentümer beschlossen ihm die Chance zu geben die Regale aufzufüllen. Auch er hat denselben Ausdruck im bezug auf Jan Leugs verwendet wie die Berichterstatterin vom Groninger Fernsehen. "Er arbeitet wie ein junger Hund." In jener Funktion hat TV Noord schon einmal einen Bericht über Jan Leugs gesendet. Somit waren schon viele Leute außerhalb des Dorfes wo Jan Leugs wohnt, und arbeitet sowie Auto fährt, damit bekannt dass er ein ganz junger Mann in den besten Jahren ist.

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Donnerstag, 9. Juli 2009
Arte-Dokumentarfilm über Rooibos, einen roten Tee aus Südafrika — Genussmittel und Körperschutz

Weltweites Interesse
Am Donnerstag 9. Juli — abends zwischen 19:00 Uhr und 19:45 Uhr — präsentiert der deutsch-französische Kultursender Arte-TV einen Dokumentarfilm über den Anbau des Rooibos — einen ziegelsteinroten Tee aus Südafrika. So manches Wörterbuch gibt keine Auskunft wenn wir uns auf das afrikanische Wort beschränken, doch wenn wir dazu im Internet suchen, werden wir fündig. Auch Informationsbücher über Teesorten helfen weiter, doch am schönsten finden wir den Text, die von einer Teefirma mitgeliefert wird, auf Afrikaans: “Rooibos Thee word gemaak van die suiwerste dele van Aspalathus linearis, ‘n plant wat slegs in die Kaapprovinsie van Suid-Afrika groei. Die plant se unieke geur, smaak en gesondheidseinskappe het reeds navorsers en voedingstegnolo van regoor die wêreld se belangstelling geprikkel.”
Da wird in einer sehr musikalischen Sprache — die eine Abzweigung des Niederländischen ist — informiert über die Pflanze Aspalathus linearis, die ausschließlich in der Kapprovinz wächst. Der einzigartige Geruch, der Geschmack und die gesundheitsmäßigen Eigenschaften hat bereits das Interesse Forscher und Ernährungstechnologen aus aller Welt geweckt.

Cedargebirge
Das Gebiet wo der Rotbusch — wie die Pflanze zu deutsch heißt, befindt sich auf etwahin 250 Kilometer nördlich vom Kap der Guten Hoffnung, am Fuße des Cedargebirges. Nur dort existieren die idealen Umstände für den Anbau der für den Tee benötigten Pflanzen. Diesem Getränk werden übrigens viel mehr als nur genussmittelartige Eigenschaften nachgesagt; beim regelmäßigen Gebrauch soll es sogar gegen Krebs schützen, wird behauptet. Darüber hinaus ist in Südafrika einen anderen Vorteil mit diesem Anbau verbunden, der nicht gerade unwichtig für die Region ist: durch die weltweite, immer noch steigende Nachfrage, ist der Lebensstandard dort etwas angestiegen.

Der Dokumentarfilm — der übrigens am Montag 13. Juli, morgens ab 09:10 Uhr von Arte wiederholt werden wird — dauert 43 Minuten; er wurde 2005 von Thomas Greh für den Norddeutschen Rundfunk gedreht. Das Bildformat des Films beträgt 16:9.
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Abbildungen

1. Das Produkt Rotbuschtee.
2. Anbau junger Sträucher für den Rooibos-Tee.

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Samstag, 30. Mai 2009
Frühlings-Gedichte von Ludwig Christoph Heinrich Hölty
M A I

Der Schnee zerrinnt,
Der Mai beginnt,
Die Blüten keimen
Den Gartenbäumen,
Und Vögelschall
Tönt überall

Pflückt einen Kranz
Und haltet Tanz
Auf grünen Auen,
Ihr schönen Frauen,
Pflückt einen Kranz
Und haltet Tanz!

Wer weiß, wie bald
Die Glocke schallt,
Da wir des Maien
Uns nicht mehr freuen,
Wer weiß, wie bald
Sie leider schallt.


F R Ü H L I N G S L I E D

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
Die kleinen Maienglocken blühn
Die Schlüsselblumen drunter;
Der Wiesengrund
Ist schon so bunt
Und malt sich täglich bunter

Drum komme, wem der Mai gefällt,
Und freue sich der schönen Welt
Und Gottes Vatergüte
Die diese Pracht
Hervorgebracht,
Dem Baum und seine Blüte.
__________

Ludwig Christoph Heinrich Hölty
(1748-1776)

Die beiden Gedichte wurden aufgenommen in die Sammlung
Gedichte für einen Frühlingstag.
Eine Originalausgabe, erschienen im Deutschen Taschenbuch Verlag, München,

März 2004 (dtv 20966).

Sehen Sie bitte auch das Gedicht desselbigen Poeten, das wir am 12. November 2008 auf dieser Webseite veröffentlicht haben.
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Abbildungen
1. Hölty's Grabmal mit Jüngling, auf dem Sankt Nikolai Friedhof, Hannover, ab 1901. (Foto: Axel Hindemith.)
2. Vorderseite der dtv-Ausgabe mit Frühlingsgedichten.

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Samstag, 11. April 2009
Zwei Frühlings-Gedichte von Joseph von Eichendorff
Frühlingsnacht

Überm Garten durch die Lüfte
Hört' ich Wandervögel ziehn,

Das bedeutet Frühlingsdüfte,

Unten fängt's schon an zu blühn.


Jauchzen möcht' ich, möchte weinen,

Ist mir's doch, als könnt's nicht sein!

Alte Wunder wieder scheinen

Mit dem Mondesglanz herein.


Und der Mond, die Sterne sagen's,

Und in Träumen rauscht's der Hain,

Und die Nachtigallen schlagen's:

Sie ist deine, sie ist dein!


* * * * *


Mondnacht


Es war, als hätt' der Himmel

Die Erde still geküßt,

Das sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,

Es rauschten leis' die Wälder:

So sternklar war die Nacht.


Und meine Seele spannte

Weit ihre Flügel aus,

Flog durch die stillen Lande,

Als flöge sie nach Haus.


__________

Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

Beide Gedichte wurden vertont von Robert Schumann (1810-1856)
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Abbildungen
1. Joseph von Eichendorff.
2. Robert Schumann. Gezeichnet von Jolien Eijkhout, Groningen — Niederlande, 2005.

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Dienstag, 24. März 2009
Anderthalb Stunden deutsches Kabarett erster Klasse — am Dienstagabend im ZDF
Neues aus der Anstalt
Heute Abend wird es, unmittelbar nach dem Heute Journal im ZDF, erst einmal wieder ernst, denn Sie werden sich entscheiden müssen ob Sie es für angebracht halten, sich einweisen zu lassen in eine Anstalt die — jedesmal wenn diese ihre Türen öffnet, und das gibt es nur zehn mal im Jahr etwahin eine Stunde — Neues zu bieten hat.


Sie werden, wenn Sie sich trauen, bestimmt nicht enttäuscht werden, denn man wird Sie das Allerneueste aus der Gesellschaft vorführen, versehen mit verbalen Spritztouren von höchstem Range. In erster Linie von dem Duo das immer die Fäden der Anstalt in ihren Händen hält: Urban Priol und Georg Schramm. Doch immer haben die einige Gäste auf der Humorspeisekarte und diese tun, jeder nach eigener Fasson, das ihrige dazu, damit die Anwesenden im Studio welche die eigene Schonzeit freiwillig aufgegeben haben, sowie all jene, die irgendwo an ihren Bildschirmen Zeugen werden bei allem was über die Kandidaten aus der Politik, Wirtschaft, Kultur sowie über die eingeschlafenen Kleinbürger an Vitriol und Sonstigem ausgegossen wird.
Viel Spaß dabei wünschen wir und dazu mindestens noch ein wenig Ernstes, denn das Humor nun einmal eine ernste Sache ist, kann jetzt wohl nicht mehr verborgen bleiben.

Dieter Nuhr
Gleich im Anschluss an all dem Neuen aus der einen Anstalt wird von der größeren Anstalt — diesmal ist der Sender gemeint — die erste Hälfte einer anderthalb Stunden dauernde Kabarettvorstellung des manchmal unerwartet ausholenden Spaßvogels Dieter Nuhr, der so ganz nebenbei — grinsend und gleichzeitig publikumserobernd — sein Spiel treibt mit den Zuschauern im Saal und in den Wohnzimmern, in Schlafgemächern und auch in publiken Häusern. Dass auch bei ihm gelacht werden darf — zum Glück, denn manchmal kann kann man sich mit einem Salvo nicht zurückhalten —, beruht darauf dass er in fast allen Situationen überraschen kann. Also, gönnen wir's ihm und bitten wir Sie sich den mal anzuschauen. Seine Gestik und Mimik kann die Zuschauer schon irreführen, jedenfalls bevor er das sagt was er sich ausgedacht hat. Obwohl, just bevor er zuschlägt, weiß man eben doch wo er den Hund begraben hat: in dem Satz den er über uns ausstreut. Hinterher ist man dann, wie so oft klüger, und weiß man wieder dass man auf den Arm genommen wurde.
Muss dieser Dieter über Oberarmmuskeln verfügen!

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Dienstag, 24. Februar 2009
Ein ungeheuerlicher Skandal um den wahnwitzigen Begriff Entartete Musik
Der jüdische Komponist Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) mußte in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts aus Deutschland flüchten weil ihn sonst die Nazi-Bestie mit ihren unnachahmlichen Monstrositäten ins ewige Verderben gestürtzt hätte, eben weil er Jude war und, demzufolge, Entartete Musik komponierte.
Gestern habe ich festgestellt dass im Lemma des niederländischen Wikipedia-Beitrags über diesen Komponisten — mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg — den Begriff des Entarteten Musik immer noch völlig zu Unrecht verwendet wird.
Der, schwach bzw. völlig unbegabte, 'Mitarbeiter' der diesen, in jeder Hinsicht mehr als stillosen, Text dieser Enzyklopädie als Beitrag anvertraut hatte, hat darin als Stilrichtung der Korngoldschen Musik eben diesen Begriff angegeben.
Sofort nachdem ich dieses auf verschiedenen Kulturwebseiten in den Niederlanden und Belgien veröffentlicht habe und den Teil der Wikipedia-Seite mit abgebildet hatte — so wie hier auch —, habe ich den Begriff sofort aus diesem Wikipedia-Beitrag entfernt und statt dessen spätromantisch eingegeben.

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Mittwoch, 18. Februar 2009
Zwei Gedichte des Literaturnobelpreisträgers von 1923: William Butler Yeats (1865-1939)
DEATH

NOR dread nor hope attend
A dying animal;
A man awaits his end
Dreading and hoping all;
Many times he died,
Many times rose again,
A great man in his pride
Confronting murderous men
Casts derision upon
Supersession of breath
He knows death to the bone —
Man has created death.

Aus: The Winding Stair and other poems (1933)





































THOSE DANCING DAYS ARE GONE

COME, let me sing into your ear;
Those dancing days are gone,
All that silk and satin gear;
Crouch upon a stone,
Wrapping that foul body up
In as foul a rag:
I carry the sun in a golden cup,
The moon in a silver bag
.

Curse as you may I sing it through;
What matter us the knave
That the most could pleasure you,
The children that he gave,
Are somewhere sleeping in a top
Under a marble flag?
I carry the sun in a golden cup,
The moon in a silver bag
.

I thought it out this very day,
Noon upon the clock,
A man may put pretence away
Who leans upon a stick,
May sing, and sing until he drop,
Whether to maid or hag:
I carry the sun in a golden cup,
The moon in a silver bag
.

Aus: Words For Music Perhaps XIX

WILLIAM BUTLER YEATS (1865-1939)
Literatur Nobelpreis 1923

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