Mittwoch, 19. November 2008
Zwei Filme über Marie Antoinette an einem Abend
Das zweite niederländschsprachige belgische Fernsehen Canvas zeigt heute Abend zwei Filme — beide aus dem Jahre 2006 — über die letzte französische Königin Marie Antoinette, Ehegattin des Louis XVI, und Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, geboren als Maria Antonia.
Als erster der beiden amerikanisch-französischen Koproduktionen — und das heißt im belgischen Fernsehen dasselbe wie bei den Niederländern: solche Filme werden in der Originalsprache gesendet und mit Untertiteln versehen — wird ab 20:40 Uhr der Biopic (biographic picture) Marie Antoinette von Sofia Coppola (geboren 1971) gezeigt. Darin wird nicht eine von Süßigkeiten übertünchte Version der Person Marie Antoinette und ihrem Umfeld gezeigt, sondern hat sich die Regisseurin dazu entschlossen einen ganz privaten Marie Antoinette vorzuführen, die nicht — wie üblich — als eine verwöhnte Göre sondern als ein Mensch mit Emotionen, Ängsten und einem sonst alltäglichen Erscheinungsbild gezeigt wird. Im Film von Sofia Coppola ist die letzte Königin der Franzosen Opfer der Geschehnisse und gehört sie nicht zu den Tätern, die beim Ausbrechen der Französischen Revolution 1789 auf der falschen Seite der schwerstens gespaltenen Gesellschaft sich befand.
In den Hauptrollen dieses Films, mit einer Dauer von zwei Stunden, sehen Sie Kirstin Dunst als Marie Antoinette, in weiteren Hauptrollen Jason Schwartzman und Danny Huston.


Bevor der nächste Film um 23:15 Uhr anfängt, haben die Zuschauer eine gute halbe Stunde Zeit um sich von der Farbenpracht der Coppola-Produktion — die übrigens in Versailles gedreht wurde — zu erholen.
Obwohl der zweite Film genau denselben Titel hat, handelt es sich hier um eine dramatisierte Dokumentation mit einer Dauer von 115 Minuten.
Gerade in unseren Tagen, in denen es wieder ein übermäßig zugenommenes Interesse an allzu stark romantisierte Vorstellungen von historischen Figuren und Ereignissen gibt, ist es eine überaus gute Sache dass die Protagonisten zwar von Schauspielern vorgestellt werden, doch dass diese sich im Auftreten an die Tatsachen halten müssen, so wie es sich der Regisseur David Grubin gefordert hat, und der sich nicht den Wünschen nach spaktakulärer Romantik für die großen Massen gebeugt hat.
Er hat sich das Geschehen um Marie Antoinette, so wie er es den Zuschauern anbietet, nicht aus dem allzu geschwollenen dicken Daumen gesaugt.
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Abbildungen
1. Die Regisseurin Sofia Coppola.
2. Szene aus dem Film Marie Antoinette, aufgenommen in Versailles. Mit Kirsten Dunst als Marie Antoinette.
3. Prunk-Porträt der Königin Marie Antoinette aus dem Jahre 1775.

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