Mittwoch, 26. September 2007
Niederländische Medea-Vorstellung mit Elzbieta Szmytka auf internationalem Niveau
Die niederländse Nationale Reisopera hat schon in den vergangenen Wochen quer durch das ganze Land acht Vorstellungen von Cherubini's Oper Medea gegeben und es werden bis zum 12. Oktober noch vier Aufführungen in ebensovielen Städten folgen.
Um mit der Medea — der aus Polen stammenden Elzbieta Szmytka — zu beginnen, muss man sagen dass die Leitung der Niederländischen Reiseoper wohl kaum eine bessere Wahl hätte treffen können. Ihre Gegenstimmen und -spieler haben sich alle gleichfalls von der besten Seite gezeigt.

Brillante Ausstattung
Auch die Ausstattung kann man nur in den höchsten Tönen loben. Wände und Mobiliar in art deco-Stil, wobei die durchsichtigen Spiegel bühnenhoch nicht nur den Zuschauerraum [*] klar wiederspiegelt haben bis die Lichter im Saal ausgegangen sind, sondern uns dazu noch den, sogar biblischen, Durchblick ermöglicht haben. Die Bühnenbildner haben hier genau das getan wozu Kunst gut sein sollte: uns einen ganz großen Spiegel vorgehalten.
Obwohl die Bühnen-Atmosphäre nicht an den mythischen Elementen vorbeigeht, war die ganze Presentation durchdrungen vom 20. Jahrhundert. Die hervorragend gestalteten Kostüme, mit in einigen Szenen sogar Nylonstrümpfen mit Naht — die jetzt, wo man sie kaum noch sieht, auf einmal eine stark erotische Wirkung erzeugt haben — mußten wohl den Eindruck einer vor-Kriegsperiode erwecken, doch man hat weitergedacht, und in späteren Szenen hat sich gezeigt dass man mit allem auf die Zeitlosigkeit der Tiefen im menschlichen Wesen — Haß und Rache, sowie verzerrende Boshaftigkeit bis zum Geht-nicht-mehr — hat hinweisen wollen. Als Medea ihre Kinder, die sie mit wiederum aktuellerem Spielzeug beglückt hat, in einen angrenzenden Raum entlässt, sieht man dort einen großen, breiten LCD-Fernseher, womit wir wohl in unsere eigenen Tage gelandet wären.

Kurz und gut, dies ist eine Medea-Vorstellung, die bis ins letzte Detail sich auf dem höchst denkbaren künstlerischen Niveau bewegt, und die deshalb mehr als 'nur' zwölf Auftritte verdient. Das Lob gilt nicht nur den Solisten, sondern ebenfalls dem Chor sowie dem instrumentalen Ensemble, in diesem Fall dem in Arnheim ansässigen Gelders Orkest unter der Leitung von Jan Willem de Vriend.
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Ich habe die Vorstellung im schönen fin-de-siècle Stadttheater von Groningen, mit ihrem vierstöckigen Zuschauerraum, am 25. Oktober gesehen.
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Die Szenenfotos sind von Hermann und Clärchen Baus.

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