Freitag, 2. November 2007
Georg Trakl (1887-1914) — Kleines Konzert
KLEINES KONZERT

Ein Rot, das traumhaft dich erschüttert –
Durch deine Hände scheint die Sonne.
Du fühlst dein Herz verrückt vor Wonne
Sich still zu einer Tat bereiten.

Im Mittag strömen gelbe Felder.
Kaum hörst du noch der Grillen singen.
Der Mäher hartes Sensenschwingen.
Einfältig schweigen goldene Wälder.

Im grünen Tümpel glüht Verwesung.
Die Fische stehen still. Gotts Odem
Weckt sacht ein Saitenspiel im Brodem.
Aussätzigen winkt die Flut Genesung.

Geist Dädals schwebt in blauen Schatten.
Ein Duft von Milch in Haselzweigen.
Man hört noch lang den Lehrer geigen,
Im leeren Hof den Schrei der Ratten.

Im Krug an scheusslichen Tapeten
Blühn kühlere Violenfarben
Im Hader dunkle Stimmen starben,
Narziss im Endakkord von Flöten.

GEORG TRAKL (1887-1914)




Georg Trakl: Das dichterische Werk
Auf Grund der historisch-kritischen Ausgabe von Walter Killy und Hans Szklenar.
Mit einem Anhang von Friedrich Kur;
336 pag., paperback, dtv 12496
(17. Auflage 2005)
Deutscher Taschenbuch Verlag, München
ISBN 3-423-12496-2. Preis € 10,—.







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