Mittwoch, 29. Oktober 2008
Joseph von Eichendorff — Zwei Herbstgedichte
IM HERBST

Der Wald wird falb, die Blätter fallen,
Wie od und still der Raum!
Die Bächlein nur gehen durch die Buchenhallen
Lindrauschend wie im Traum,
Und Abendglocken schallen
Fern von des Waldes Saum.

Was wollt ihr mich so wild verlocken
In dieser Einsamkeit!
Wie in der Heimat klingen diese Glocken
Aus stiller Kinderzeit —
Ich wende mich erschrocken,
Ach, was mich liebt, ist weit!

So brecht hervor nur, alte Lieder.
Und brecht das Herz mir ab!
Noch einmal grüß ich aus der Ferne wieder
Was ich nur Liebes hab,
Mich aber zieht es nieder
Vor Wehmut wie ins Grab.















HERBSTWEH

So still in den Feldern allen,
Der Garten ist lange verblüht,
Man hort nur flüsternd die Blätter fallen,
Die Erde schläfert — ich bin so müd.

Es schüttelt die welken Blätter der Wald,
Mich friert, ich bin schon alt,
Bald komm der Winter und fällt der Schnee,
Bedeckt den Garten und mich und alles, alles Weh.

Joseph von Eichendorff (1788-1857)
Aus WERKE: Gedichte

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