Sonntag, 7. Dezember 2008
Josef von Sternbergs Filmdrama Der blaue Engel nach Heinrich Mann, im Dezember dreimal im Arte-Fernsehen
Klassiker aus 1930
Das Filmdrama mit dem Titel Der blaue Engel das der Regisseur Josef von Sternberg (1894-1966) nach dem gleichnamigen Roman aus 1905, geschrieben von Heinrich Mann (1871-1950), gedreht hat, wird am Sonntag 7. Dezember von französisch-deutschen Kultursender ARTE noch einmal vorgestellt, und zwar ab 22:55 Uhr bis in die Nacht auf Montag 8 Dezember bis etwa 00:40 Uhr.
Viele bekannte Größen aus der deutschen Filmwelt von damals haben in diesem Film eine herausragende Rolle gespielt: Marlene Dietrich (1901-1992) [1] , Emil Jannings (1884-1950) [2], sowie der Filmschauspieler und Regisseur Kurt Gerron (1897-1944) [3].
ARTE sendet noch in diesem Monat zwei Wiederholungen: am Mittwoch 24. Dezember ab 23:50 Uhr und am Donnerstag 25. Dezember, ab 03:00 Uhr.
__________
[1] Der inzwischen klassische Szene in der Marlene Dietrich einen hohen Männerhut trägt, wurde von dem deutschen Künstler Harald Seiwert humorvoll parafrasiert. Sehen Sie dazu einen Artikel mit Bildern, publiziert am Dienstag 11. März 2008 auf der an Kulturtempel liierten, niederländischen Webseite Tempel der Filmkunst.
[2] Emil Jannings war der erste der in Hollywood met einem Academy Award — bekannt unter dem Namen scar — für den besten männlichen Schauspieler bedacht wurde.
[3] Die tragischen letzten Jahre des Kurt Gerron sollte man noch einmal nachlesen im Wikipedia-Artikel.

... link


Dienstag, 2. Dezember 2008
Crocodile blues, oder Stirbt der Gavial jetzt aus?
Krokodille mit Schnabel
Am Dienstag 2. Dezember — zwischen 21:00 Uhr und 22:00 Uhr, unsere Zeitangabe — wird der britische Fernsehsender BBC Two den Zuschauern eine weitere Folge aus der Reihe Natural World vorstellen. Diese wird, wie üblich, vom ausserordentlichen Naturforscher und -kenner David Attenborough präsentiert. Sein Thema lautet diesmal Crocodile blues und handelt von der ältesten Krokodillenart der Welt: der Gavialis gangeticus.



Die Zahl dieser merkwürdigen Fischesser ist in den letzten Jahren schon dramatisch zurükgegangen, doch jetzt ist da noch eine Komplikation hinzugekommen in Form einer mysteriösen Krankheit, die ihre Opfer unter diesen Tieren schon gefordert hat.
Der Gavial gilt in Indien, wo es wohlam meisten ansässig ist, als heilig und ist dem Visjnoe geweiht. Als Synonym für Gavial gilt der zwar richtige doch humorvolle Name Schnabelgavial.

... link


Montag, 1. Dezember 2008
Zwei Dokumentarfilme über die beiden größten Flüsse der Welt im ZDF — 1: Der Amazonas
Dokumentarfilme von Bernd Reufels
Das Zweite Deutsche Fernsehen wird am Dienstag 2. Dezember — abends zwischen 20:15 Uhr und 21:00 Uhr — den ersten von zwei Dokumentarfilme unter dem Titel über die beiden längsten Flüsse der Welt zeigen. Der Film an diesem Dienstag stellt den Zuschauern den Amazonas vor, der zweite Film beschäftigt sich näher mit dem Afrikanischen Fluß, dem Nil. Nicht nur wird den Interessierten die gigantische Wassermenge mit allem drum und dran vorgestellt, doch das Team um den Regisseur herum hat alles daran gesetzt näher bekannt zu werden mit den Menschen die ihre Existenz an den Ufern dieses 6000 Kilometer längen Flusses quer durch Südamerika aufgebaut haben.
Der erste Film trägt den Titel Mythos Amazonas — Zwischen Traum und Schiksal. Regisseur Bernd Reufels zeigt uns den Fluß im großen und ganzen, und das heisst das wir innerhalb von fünfundvierzig Minuten mehr Informationen über die dortige Bevölkerung bekommen werden als uns bisher zur Verfügung gestanden haben.

... link


Unbekannte Messe von Pierre de la Rue für compact disc aufgenommen von den Noordelijke Polyfonisten (NL)
Erwerb fürs Repertoire und für Sammler
Am Sonntag 30. November 2008 wurde in der Synagoge in der Altstadt von Groningen eine unbekannte Messe ausgeführt von Pierre de la Rue (ca. 1450-1518) — der zu den flämischen, bzw. alt-niederländischen Polyfonisten gehört — vom in dieser nordniederländischen Stadt ansässigen Projektchor De Noordelijke Polyfonisten unter der Leitung von André Cats.


Während des Konzert wurde eine Aufnahme gemacht für eine compact disc, die in etwahin einem Monat erhältlich sein wird. Das kann unter Umständen für Interessierte im In- und Ausland — ob man das nun von den Niederlanden aus betrachtet oder aus einem der diesen Staat umringenden Ländern — ein richtiger 'Zugewinn' bedeuten. Man kann sich mit dem Chor, bzw. mit dem Dirigenten in Verbindung setzen um sich weiterhin zu informieren über dieses vierstimmige Ensemble und seine Programme. Man kann auch eine Mittelung hinterlassen in der man Interesse anmeldet, dann bekommt man eine Nachricht sofort nachdem das glänzende Scheibchen fertig ist.
__________
www.noordelijkepolyfonisten.nl
andre.cats@versatel.nl
__________
Foto: Eppo Carsijns.

... link


Sonntag, 30. November 2008
Themenabend Mogadischu im Ersten Fernsehen — Spielfilm, Gesprächsrunde, Dokumentation und Buch
Traumatische Ereignisse als Spielfim
Obwohl die traumatischen Geschehnisse inzwischen mehr als drei Jahrzehnte hinter uns liegen, wird das Ereignis das unter dem Namen der somalischen Stadt Mogadischu bekannt geblieben ist, nicht nur vielen älteren gegenwärtig sein, doch vor allem den Leuten, die in irgendeiner Weise das aus nächster Nähe miterlebt haben, vorkommen als sei es gestern gewesen, da das Traumatische darin schwer gewogen hat und für so manche Menschen immer noch nicht als geheilt angesehen werden kann. Sie schleppen die gespentischen Geschehnisse von jenen Tagen — vom 13. bis 18. Oktober 1977 — tagtäglich mit sich herum. Für die meisten anderen jedoch wird der Begriff Mogadischu bestenfalls einen Link zu einem historischen Ereignis darstellen.


Was sich da am 18. Oktober 1977 genau abgespielt hat auf der Landebahn in Mogadischu kann man sehen in der dramatisierten Version der Ereignisse die Roland Suso Richter in seinem gerade fertiggestellten Spielfilm versucht nachzuvollziehen. Der Film wird am Sonntag 30. November von ARD/Das Erste ab 20:15 Uhr gesendet im Rahmen einer Themenabend, die sich auf verschiedenen Ebenen mit Mogadischu beschäftigt.
In den Hauptrollen sehen Sie Thomas Kretschmann als Pilot der gekaperten Landshut-Maschine der Lufthansa, und Nadja Uhl als Stewardess. Ein total veränderter Christian Berkel — nur an der Stimme zu erkennen — tritt als Bundeskanzler Helmut Schmidt auf


Sonstige Mogadischu-Sendungen am Sonntag
Im Anschluss an dem politischen Drama Mogadischu das bis 22:00 Uhr dauert, wird eine Sondersendung zu diesem Thema mit Anne Will präsentiert, die normalerweise eine Stunde dauert — und immer gesellschaftlich-politische Themen als Anlass zur Gesprächsrunde hat — doch diesmal nur 45 Minuten. Daraufhin folgt dann noch ein Dokumentarfilm von Maurice Philip Remy mit dem Titel Mogadischu — Die Dokumentation. Darin kommen nicht nur Zeitzeugen zu Wort, sondern werden ebenfalls Hintergrunde die zur Tat der vier palestinensischen Terroristen geführt haben.

Neuere Einsichten
Bis vor kurzem ist fast jeder — sowohl die 'Menschen im Lande', wie auch so mancher Politiker und Jurist davon ausgegangen dass es sich bei der Entführung der Lufthansa-Maschine um eine Tat gehandelt hat die nur im direkten Zusammenhang mit dem Terrorismus innerhalb der damaligen Bundesrepublik gehandelt hat. Der Autor des 'Begleitbuchs zum Film', Timo Kortner, kommt jedoch mit einer Reihe von neuen Erkenntnissen, die beweisen dass es da internationale Verflechtungen gegeben hat. Weiterhin wird das Schiksal der Passagiere und die Mitglieder der Crew näher beleuchtet.
Obwohl das Buch offiziel erst im Januar 2009 erscheint, ist es am Tage des ARD-Themenabends schon im Buchhandel erhältlich.
____________
Timo Kortner: Mogadischu —
Das Entführungsdrama der Landshut
Das Begleitbuch zum Film »Mogadischu«
272 Seiten, Paperback; mit 14 Fotos
Knaur Taschenbuch Verlag, München, januari 2009
ISBN 978-3-426-781913
____________
Afbeeldingen
1. Nadja Uhl als Stewardess in der gekaperten Landshut, und Thomas Kretschmann als Pilot — in der Spielfilmversion.
2. So stand die Landshut auf der Landebahn von Mogadischu am 18. Oktober 1977.
3. Vorderseite des KNAUR Taschenbuchs Mogadischu, das gleichfalls am 30. November erhältlich sein wird.

... link


Donnerstag, 27. November 2008
Die Zigeunerstücke der Künstlerin Titia Lodewegen kann man ab 4. Dezember bis März in Groningen besichtigen
Zwolf Bilder — eine Ausstellung
Obwohl man gar nicht davon ausgehen darf dass sich Deutsche allzu nachhaltig interessieren für Gemälde und sonstige Arbeiten in den Künsten, welche von — wenigstens im deutschen Sprachraum — fürs erste relativ unbekannten Künstlern angefertigt wurden, weiß ich jedoch auch dass es, vor allem in norddeutschen Raum, relativ viele Leute — unter den Tausend deutschen Besuchern die sich jeden Samstag vor allem in der Innestadt von Groningen befinden — gibt die auch, oder sogar vor allem, das künstlerische Klima in unserer Stadt zu schätzen wissen.
In Anbetracht dessen, dass gerade unsere Beiträge auf dieser, Ihrer, kulturellen Webseite über mehrere Ausstellungen verschiedenster Art in und um Groningen die meisten Leser anziehen, nehme ich es gerne auf mich, Ihnen allen die in der Stadt Groningen lebende und arbeitende Dichterin und Malerin Titia Lodewegen vorzustellen, die — obwohl sie niemals zuvor einen Pinsel in der Hand gehabt hatte — vor zwei Jahren den Entschluß gefasst hat Malunterricht zu nehmen.

An einem rauschenden Samstag
Nach fünf der zwölf geplanten Stunden geriet sie jedoch an einem Samstagnachmittag — beim Überlesen ihres eigenen Gedichtes Zigeunermeisje (zu deutsch: Zigeunermädchen) — in einen Rausch und konnte sie nicht anders als sich der Malerei hingeben und den Inhalt dieses Gedichtes in ein Bild zu 'gießen'.
Das dieser relativ 'unfreiwillige' Plan, das an einem und demselben Tag in die Tat umgesetzt wurde, ihr hervorragend gelungen ist, zeigt die Abbildung dieser Aquarelle, die wir Ihnen hier gleichfalls vorstellen.
In relativ kuzer Zeit hat Titia Lodewegen eine Reihe von acht solcher Bilder — Momente aus dem Zigeunerleben — fertiggestellt, und gena diese werden, zusammen mit vier anderen Stücken, am kommenden Montag in den Ausstellungsraum des Hauses De Ebbingepoort, die sich auf einem Steinwurf Abstand ihrer Wohnung befindet, überfürht, und dann hat die Künstlerin drei Tage Zeit diese Ausstellung mit ihren insgesamt zwölf Bildern nach eigenem Dafürhalten einzurichten.
Am kommenden Donnerstag 4. Dezember, morgens um 10:15 Uhr, wird die Ausstellung offiziell eröffnet. Frau Lodewegen wird dann selbst eine Einführung in das Werk geben und eventuellen Fragen und Bemerkungen Rede und Antwort stehen.


Zigeunerleben
Schon vor einigen Jahrzehnten hat sich Titia Lodewegen nachhaltig interessiert für das Existentielle im täglichen Leben der Zigeuner, sowohl in den Ostblockländern, wie auch m spanischen Andalusien. Die unmittelbar dazu gehörenden Elementen wie Traditionen und die sich daraus ergebenden Lebensumstände hat sie studiert an Hand von einschlägiger Literatur sowie mittels Filme und Dokumente. Aus die damit gemachten Erfahrungen sind typisch auf Zigeunerhänomene basierte Gedichte entstanden, die sie bei Anlässen verschiedenster Art vorgetragen hat oder in ein Konzertprogramm das sie mit der Pianistin Nynke Eekhof absolviert hat, das ein sehr positives Echo ausgelöst hat.
Über das Echo die diese Ausstellung bei den Besuchern auslösen wird, können wir später noch einmal in diesem Kontext berichten, da diese zwölf Bilder noch bis März 2009 in De Ebbingepoort besichtigt werden können.
_______________
Abbildungen
1. Das Mädchen Carmen. Eine ganz kleine Fassung dieser Aquarelle findet man wieder auf der Visitenkarte der Künstlerin.
2. Zigeunermädchen, nach dem gleichnamigen niederländischen Gedicht der Künstlerin.
__________
Gemälde von Titia Lodewegen
Ab 4. Dezember bis in März 2009 im Hause De Ebbingepoort
Noorderbinnensingel 2, NL — 9712 XA Groningen, Niederlande
Die Ausstellung ist an sieben Tagen der Woche unentgeltlich zugänglich
Die offizielle Eröffnung findet am Donnerstag 4. Dezember, morgens um 10:30 Uhr statt.

... link


Mittwoch, 26. November 2008
AN DIE KRISE, nach Friedrich von Schiller
An die Krise

(Nach Friedrich von Schiller: Ode An die Freude
Musik: Ludwig van Beethoven, aus Opus 125: Schluß-Ode)

Krise armer Bankenkunden
Opfer des Börsenhandels
Ihr erwartet mutversunken
Jetzt einen Geisteswandel
Denn die Börse nichtet wieder
Was die Aktie fest versprach
Alle Bänker kämpfen weiter
Hart bis an den nächsten Krach


Wem die Gelder sind genommen
Für neue Missetaten
Wer ‘ne schöne Summ’ errungen
Kauft sich wieder Aktien
Ja, wer jetzt doch noch gelinde
Im Geschäft etwas mitmischt
Und wer nichts hat, der verschwinde
Sonst landet er im großen Nichts


Gern möcht’ man die Krise lösen
Mit oder ganz ohne Dank
Doch die immer super Bösen
Folgen gern dem Geldgestank
Ängste gab man uns und Beben
Schon allzu schwer angeeckt
Geldgier ward Bänkern gegeben
Doch der Kunde bleibt verschreckt.


Schlimm, wie seine Aktien sinken
Durch des Bänkers bösen Plan,
Gehet, Menschen, eure Bahn
Ohne allzuviel zu trinken.
Gehet, Menschen, eure Bahn.


Längst verschwunden, Milliarden
Dieses Geld der ganzen Welt!
Leute! Über’m Sternenzelt
Muß ein fetter Bänker wohnen.
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahnet ihr das Bänkergeld?
Such es über’m Sternenzelt!
Leider wird auch das nicht lohnen.

... link


Montag, 24. November 2008
Sprachlich Unsinniges auf der Tagesordnung
Vom Uninteressierten bis zum Richter
Jedes mal wenn ich ihn wieder höre, diesen falschen Genitiv: diesen Jahres — der inzwischen aus dem Munde von zahllosen Intellektuellen hervorquillt —, schrumpfe ich fast zusammen. Denn es ist und bleibt nun mal falsch und soll heißen: dieses Jahres.

Dasselbe gilt übrigens mutatis mutandis für wegen dem Regen. Sogar in den Deutschland umringenden Nachbarländern, die nicht zum deutschen Sprachraum gehören, lernt man dass es des Regens wegen heißt, immer mit der Präposition am Schluß des Ausdrucks, bzw. des Satzes.

Kann man solche, täglich millionenfach, gar von einer allzu großen Zahl von Intellektuellen verübten, Sprachsünden eigentlich noch stoppen und danach wieder auf den richtigen Sprachkurs umsteigen?

... link


Mittwoch, 19. November 2008
Zwei Filme über Marie Antoinette an einem Abend
Das zweite niederländschsprachige belgische Fernsehen Canvas zeigt heute Abend zwei Filme — beide aus dem Jahre 2006 — über die letzte französische Königin Marie Antoinette, Ehegattin des Louis XVI, und Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, geboren als Maria Antonia.
Als erster der beiden amerikanisch-französischen Koproduktionen — und das heißt im belgischen Fernsehen dasselbe wie bei den Niederländern: solche Filme werden in der Originalsprache gesendet und mit Untertiteln versehen — wird ab 20:40 Uhr der Biopic (biographic picture) Marie Antoinette von Sofia Coppola (geboren 1971) gezeigt. Darin wird nicht eine von Süßigkeiten übertünchte Version der Person Marie Antoinette und ihrem Umfeld gezeigt, sondern hat sich die Regisseurin dazu entschlossen einen ganz privaten Marie Antoinette vorzuführen, die nicht — wie üblich — als eine verwöhnte Göre sondern als ein Mensch mit Emotionen, Ängsten und einem sonst alltäglichen Erscheinungsbild gezeigt wird. Im Film von Sofia Coppola ist die letzte Königin der Franzosen Opfer der Geschehnisse und gehört sie nicht zu den Tätern, die beim Ausbrechen der Französischen Revolution 1789 auf der falschen Seite der schwerstens gespaltenen Gesellschaft sich befand.
In den Hauptrollen dieses Films, mit einer Dauer von zwei Stunden, sehen Sie Kirstin Dunst als Marie Antoinette, in weiteren Hauptrollen Jason Schwartzman und Danny Huston.


Bevor der nächste Film um 23:15 Uhr anfängt, haben die Zuschauer eine gute halbe Stunde Zeit um sich von der Farbenpracht der Coppola-Produktion — die übrigens in Versailles gedreht wurde — zu erholen.
Obwohl der zweite Film genau denselben Titel hat, handelt es sich hier um eine dramatisierte Dokumentation mit einer Dauer von 115 Minuten.
Gerade in unseren Tagen, in denen es wieder ein übermäßig zugenommenes Interesse an allzu stark romantisierte Vorstellungen von historischen Figuren und Ereignissen gibt, ist es eine überaus gute Sache dass die Protagonisten zwar von Schauspielern vorgestellt werden, doch dass diese sich im Auftreten an die Tatsachen halten müssen, so wie es sich der Regisseur David Grubin gefordert hat, und der sich nicht den Wünschen nach spaktakulärer Romantik für die großen Massen gebeugt hat.
Er hat sich das Geschehen um Marie Antoinette, so wie er es den Zuschauern anbietet, nicht aus dem allzu geschwollenen dicken Daumen gesaugt.
____________
Abbildungen
1. Die Regisseurin Sofia Coppola.
2. Szene aus dem Film Marie Antoinette, aufgenommen in Versailles. Mit Kirsten Dunst als Marie Antoinette.
3. Prunk-Porträt der Königin Marie Antoinette aus dem Jahre 1775.

... link


Mittwoch, 12. November 2008
Weise Worte über menschliche Lebenspflichten in neun Vierzeilern vom junggestorbenen Dichter Ludwig Hölty


























Lebenspflichten

Rosen auf den Weg gestreut,
Und des Harms vergessen!
Eine kurze Spanne Zeit
Ward uns zugemessen.

Heute hüpft im Frühlingstanz
Noch der frohe Knabe;
Morgen weht der Totenkranz
Schon auf seinem Grabe.

Wonne führt die junge Braut
Heute zum Altare.
Eh' die Abendwolke taut,
Ruht sie auf der Bahre.

Ungewisser, kurzer Dau'r
Ist dies Erdenleben;
Und zur Freude, nicht zur Trau'r
Uns von Gott gegeben.

Gebet Harm und Grillenfang,
Gebet ihn den Winden;
Ruht bei frohem Becherklang
Unter grünen Linden!

Lasset keine Nachtigall
Unbehorcht verstummen,
Keine Bien' im Frühlingstal
Unbelauschet summen!

Fühlt, so lang es Gott erlaubt,
Kuß und süße Trauben,
Bis der Tod, der alles raubt,
Kommt, sie euch zu rauben.

Unter schlummerndes Gebein,
In die Gruft gesäet,
Fühlet nicht den Rosenhain
Der das Grab umwehet;

Fühlet nicht den Wonnenklang
Angestoßner Becher,
Nicht den frohen Rundgesang
Weingelehrter Zecher.

Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)
Uit: Gedichte (Leipzig, 1870)
Dit gedicht werd op muziek gezet door
Johann Friedrich Reichardt (1752-1814).

... link


Fragment aus einem Sonnett von Pierre de Ronsard — ins Englische übertragen von John Keats













Nature
ornant Cassandre, qui devait
De sa douceur forcer les plus rebelles,
La composa de cent beautés nouvelles,
Que, dès milles ans, en epargne elle avait.

De tous les biens qu'Amour au ciel couvait
Comme un trésor, chèrement, sous les ailes,
Elle enrichit les grâces immortelles
De son bien oeil, que les Dieux émouvait.

Du ciel à peine elle était descendue
Quand je la vis, quand mon âme éperdue
En devint folle, et dún si poignant trait

Amour coula ses beautés en mes veines,
Qu'autres plaisirs je ne sens que mes peines,
Ni autre bien qu'adorer son portrait.


* * * * *

FROM RONSARD

FRAGMENT OF A SONNET.

NATURE withheld Cassandra in the skies

For more dornment, a full thousand years;
She took their cream of Beauty's fairest dyes,

And shaped and tinted her above all peers:
Meanwhile Love kept her dearly with his wings,

And underneath their shadow filled her eyes
With such a richness that the cloudy Kings
Of high Olympus uttered slavish sighs.
When from the Heavens I saw her first descend,
My heart took fire, and only burning pains—
They were my pleasures—they, my life's sad end;
Love poured her beauty into my warm veins . . .

Pierre de Ronsard
(1524-1585)

Translated by John Keats
(1795-1821)



... link


Montag, 10. November 2008
Weisheit eines etwas älteren Dichters — in zehn Zeilen
AN AUTOGRAPH

The years that since we met have flown
Leave as they found me, still alone:
No wife, nor child, nor grandchild dear,
Are mine the heart of age to cheer.
More favored thou, with hair less gray
Than mine, canst let thy fancy stray
To where thy little Constance sees
The prairie ripple in the breeze;
or one like her to lisp thy name
Is better than the voice of fame.


[Written for an old friend,
Rev. S.H. Emery, of Quincy,
Illinois, who revisited Whittier
in 1868.]

John Greenleaf Whittier
(1807-1892)
From: The Poetical Works
Oxford University Press, 1909

... link


Samstag, 8. November 2008
Friedrich Nietzsche (1844-1900) über den Herbst
Vereinsamt

Die Krähe schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein —
Wohl dem, der jetzt noch — Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt entflohn?

Die Welt — ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg Vogel, schnarr
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! —
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
— bald wird es schnein,
Weh dem, der keine Heimat hat!












Der Herbst

Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort! —
Die Sonne schleicht zum Berg
Und steigt und steigt
Und ruht bei jedem Schritt.

Was ward die Welt so welk!
Auf mild gespannten Fäden spielt
Der Wind sein Lied.
Die Hoffnung floh —
Er klagt ihr nach.

Dies ist der Herbst: der — bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!
O Frucht des Baums,
Du zitterst, fällst?
Welch ein Geheimnis lehrte dich
Die Nacht,
Daß eisger Schauder deine Wange,
Die Purpur-Wange deckt? —

Du schweigst, antwortest nicht?
Wer redet noch! — —

Dies ist der Herbst:
der — bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!
»Ich bin nicht schön
— so spricht die Sternenblume —,
Doch Menschen lieb ich
Und Menschen tröst ich —

Sie sollen jetzt noch Blumen sehn,
Nach mir sich bücken
Ach! und mich brechen —
In ihrem Auge glänzet dann
Erinnerung auf.
Erinnerung an Schöneres als ich:
Ich seh's, ich seh's — und sterbe so.« —

Dies ist der Herbst: der — bricht dir noch das Herz!
Fliege fort! fliege fort!

Friedrich Nietzsche (1844-1900)
Aus: Gedichte

... link


Sonntag, 2. November 2008
Novalis: Geschichte der Poesie
Goethe ist jetzt der wahre Statthalter des poetischen Geistes auf Erden.

GESCHICHTE DER POESIE

Wie die Erde voller Schönheit blühte,
Sanftumschleiert von dem Rosenglanz
Ihrer Jugend, und noch bräutlich glühte
Aus der Weihumarmung, die den Kranz
Ihrer unenthüllten Kindheit raubte,
Jeder Wintersturm die Holde mied,
O! da säuselt durch die belaubte
Myrte Zephir sanft das erste Lied.

Eva lauschte im Gebüsch daneben
Und empfand mit Jugendphantasie
Dieser Töne jugendliches Leben
Und die neugeborne Harmonie.
Süßen Trieb empfand auch Philomele
Leise nachzubilden diesen Klang,
Mühelos entströmte ihrer Kehle
Sanft der göttliche Gesang.

Himmlische Begeistrug floß hernieder
In der Huldin reingestimmte Brust,
Und ihr Mund ergoß in Freudenlieder
Und in Dankgesängen ihre Lust,
Tiere, Vögel, selbst die Palmenäste
Neigten staunender zu ihr sich hin.
Alles schwieg, es buhlten nur die Weste
Froh um ihre Schülerin.

Göttin Dichtkunst kam in Rosenblüte
Hoher Jugend eingehüllt herab
Aus dem Äther, schön wie Aphrodite,
Du ihr Ozean das Dasein gab.
Goldne Wölkchen trugen sie hernieder,
Sie umfloß der reinste Balsamduft,
Kleine Genien ertönten Lieder
In der tränenlosen Luft.

NOVALIS
(d.i. Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg — 1772-1801)
Uit: Das lyrische Werk 1788-1793
__________

Sehen Sie zu Novalis bitte auch unseren Beitrag mit Aphorismen, am Samstag 1. November.
__________
Afbbildung: Novalis; Foto nach einer Marmorbüste von Fritz Schaper (1841-1919).

... link


Samstag, 1. November 2008
Tiefsinniges von Novalis über Dichtung, Poeten und Genie
Wenn der Geist heiligt, so ist jedes echte Buch Bibel.

Der Künstler steht auf dem Menschen, wie die Statue auf dem Piedestal.

Der Künstler ist durchaus transzendental.

Die Poesie löst fremdes Dasein in eignem auf.

Das Genie überhaupt ist poetisch. Wo das Genie gewirkt hat — hat es poetisch gewirkt. Der echt moralische Mensch ist Dichter.

Der echte Anfang ist Naturpoesie. Das Ende ist der zweite Anfang — und ist Kunstpoesie.

Nur ein Künstler kann den Sinn des Lebens erraten.

Je größer der Dichter ist, desto weniger Freiheit erlaubt er sich, deso philosophischer ist er
.

Die Poesie ist das echt absolut Reelle. Dies ist der Kern meiner Philosophie. Je poetischer, je wahrer.

Der echte Dichter ist a l l w i s s e n d — er ist eine wirkliche Welt im kleinen.

Das Märchen ist gleichsam der K a n o n d e r P o e s i e — alles poetische muß märchenhaft sein. Der Dichter betet den Zufall an.

Jede Wissenschaft wird Poesie — nachdem sie Philosophie geworden ist

Jedes Wort ist ein Wort der Beschwörung. Welcher Geist ruft — ein solcher erscheint.

Die Philosophie ist eigentlich Heimweh — Trieb ü b e r a l l z u H a u s e z u s e i n.

Wir sind auf einer Mission: zur Bildung der Erde sind wir berufen.
____________
Novalis ist das Pseudonym von Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg (1772-1801).


... link


Donnerstag, 30. Oktober 2008
Ernst Stadler (1883-1914) — Zwei Herbstgedichte (1)
WEINLESE

Die Stöcke hängen volgepakt mit Frucht. Geruch von Reben
Ist über Hügelwege ausgeschüttet. Bütten stauen sich auf Wagen.
Man sieht die Erntenden, wie sie, die Tücher vor der braunen Spätjahrssonne übern Kopf geschlagen,
Sich niederbücken und die Körbe an die strotzendgoldnen Euter heben.

Das Städtchen unten ist geschäftig. Scharen reihenweis gestellter,
Beteerter Fässer harten schon, die neue Last zu fassen.
Bald klingt Gestämpfe festlich über alle Gassen,
Bald trieft und schwillt von gelbem Safte jede Kelter.

















DIE ROSEN IM GARTEN

Die Rosen im Garten blühen zum zweiten Mal. Täglich schießen sie in dicken Bündeln
In die Sonne. Aber die schwelgerische Zartheit ist dahin,
Mit der ihr erstes Blühen sich im Hof des weiß und roten Sternenfeuers wiegte.
Sie springen gieriger, wie aus aufgerissene Adern strömend,
Über das heftig aufgeschwellte Fleisch der Blätter.
Ihr wildes Blühen ist wie Todesröcheln,
Das der vergehende Sommer in das ungewisse Licht des Herbstes trägt.

Ernst Stadler (1883-1914)
Aus Der Aufbruch
(Leipzig, 1914)

... link