Samstag, 4. Oktober 2008
Johann Wolfgang von Goethe's Gedicht Im Herbst 1775 — hier mit seiner Handschrift in Faksimile

Viele Gedichte hat der damals 26-jährige Goethe im Jahre 1775 nicht geschrieben. In der erstmals 1875 erschienene 6-bändige Ausgabe Der Junge Goethe — die ich vor zwei Monaten von einem Buchhändler geschenkt bekommen habe in der Neuen Ausgabe von 1910/11, da er in den Niederlanden schon seit längerem keine Kunden mehr hat für deutschsprachige Literatur die im Fraktur gedruckt worden ist — kommen in jenem Jahr relativ wenig Gedichte vor.
Zu dieser Neuausgabe wurde damals im Vorwort geschrieben dass ein Menschenalter zwischen 1875 und 1910 liege. Schon daran erkennt man dass das Alltagsleben sich seitdem maßgeblich verändert hat.
Dieses Faksimile ist auf anderem Papier gedruckt und, ohne Seitenzahl, der gedruckten Version im laufenden Text vorangestellt.


IM HERST 1775

Fetter grüne du Laub
Das Rebengeländer
Hier mein Fenster herauf.
Gedrängter quillet
Zwillingsbeeren, und reiset
Schneller und glänzend voller.
Euch brütet der Mutter Sonne
Scheideblick, euch umsäuselt
Des holden Himmels
Fruchtende Fülle.
Euch fühlet des Monds
Freundlicher Zauberhauch
Und euch bethauen, Ach!
Aus diesen Augen
Der ewig bestehende Liebe
Vollschwellende Trähnen.

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